Bernhard Weller wird Baden-Wüttembergischer Vize-Meister

Das Team vom Shu Gi Kan Kyu-Dojo Rottweil erringt den 3. Platz bei der Mannschaftsmeisterschaft

Die Straßen ringsum das Jiman Kan Kyudojo in Stuttgart lagen noch in sonntäglichem Schlaf. Nur vereinzelt waren Menschen mit ihren Vierbeinern zu dieser frühen Stunde unterwegs. Der Parkplatz vor dem Dojo war rappel voll und in den Fluren hörte man leises Murmeln von munteren Gesprächen und freudigen Wiedersehensbekundungen. An diesem 17. März trafen sich Kyudoka aus dem ganzen Ländle, um zum neunzehnten Mal die besten in Baden-Württemberg zu ermitteln.

Bernhard Weller (mitte) holte sich den Titel des Baden-Württembergischen Vize-Meister.
Den 3. Paltz holten sich Bernhard Weller, Viacheslav Pypenko und Marion Moritz (v.l.n.r.)

In der schönen und ruhigen Atmosphäre des Stuttgarter Dojo’s wurden Bögen aufgespannt und Pfeile in die Ständer gestellt. Das Hikae füllte sich zusehends mit Handschuhen und all den Dingen, die für diesen Wettkampftag benötigt wurden. Noch waren alle entspannt. Dirk Schaupp, der Wettkampfleiter, eröffnete nach dem Angrüßen den Wettkampftag mit einem Yawatashi.
Um einigermaßen den Zeitplan einhalten zu können wurde zügig die Startreihenfolge für die Mannschaftsmeisterschaft ausgelost. Zehn Mannschaften stellten sich der Herausforderung. Gut eingespielte und schon über Jahre erfahrene Teams sowie Newcomer, die an diesem Sonntag ihre ersten Erfahrungen sammelten.
Dreimal zwölf Pfeile je Team wurden geschossen. Mit Spannung verfolgten die wartenden Kyudoka das Geschehen an der Shai. In der ersten Runde ging es noch recht ausgewogen zu, wobei die Teams Stuttgart 1 (Fritz Klein, Michael Rees und Joachim Rothermundt) und Karlsruhe 1 (Jörg Knütter, Simon Bosse und Frank Baumgartner) gefolgt vom Team Rottweil (Viacheslav Pypenko, Bernhard Weller und Marion Moritz) schon andeuteten, wohin die Reise an diesem Wettkampftag gehen sollte. Im zweiten Durchgang zeigten die Favoriten aus Stuttgart wieder ihre Stärke und setzten sich klar von den beiden Mitfavoriten ab. Die letzten vier Pfeile offenbarten einige Überraschungen. So zeigte die Mannschaft aus Rottweil nochmals ihre Nervenstärke und rückte zum Ende deutlich an die führenden Teams aus Stuttgart und Karlsruhe heran. Wenig überraschend war am Ende die Aufteilung der ersten drei Plätze: Das Team Stuttgart 1 sicherte sich den 1. Platz, gefolgt von Karlsruhe 1 auf Platz 2 und auf dem dritten Platz für Rottweil.

Bei diesem Mannschaftswettkampf zeigt sich auch, dass einige neue Teams auf weitere spannende Wettkämpfe in den kommenden Jahren hoffen lassen. Aufmunterung und Zuspruch erhielten auch die Teams, die in diesem Jahr ihre Ziele noch nicht erreicht hatten. Frei nach dem Motto: Erfahrung sammeln und dabei sein, denn kein Mannschaftsmeister ist je vom Himmel gefallen.

Das mittägliche Catering, das den Teamwettbewerb von der Einzelmeisterschaft trennte, war wiedermal, man ist’s in Stuttgart nicht anders gewöhnt, hervorragend.

Zweiundzwanzig der angereisten Kyudoka stellten sich dem Einzelwettkampf. Eine erste Auswahlrunde ging für jeden Teilnehmer über vier Pfeile. Fritz Klein qualifizierte sich schon hier mit vier Treffern und fünf weitere Schützen mit jeweils drei Treffern für die nächste Runde. Weitere fünf Kyudoka, die in dieser Vorrunde zwei von vier Pfeilen ins Mato setzten, mussten ein erstes Izume (Stechen) bestreiten. So reduziert traten zehn von zweiundzwanzig Teilnehmern in die Endrunde. Das Aufsummieren der Treffer der weiteren zwei Runden brachte denkbar knappe Ergebnisse. Mit Gesamttrefferzahlen von 9 von 12 erreichten Fritz Klein, Stuttgart, Bernhard Weller, Rottweil und Frank Baumgartner, Karlsruhe das absolut krimireife Finale.
Wie knapp es in dieser Runde zuging zeigten die Schützen, die die Ränge vier bis sechs belegten. Die dort platzierten Schützen lagen nur jeweils mit einem Treffer hinter den führenden drei.
Klein, Weller und Baumgartner mussten jetzt gegeneinander antreten. Wer von ihnen sollte Baden-Württembergischer Einzelmeister werden? Es war ein Finale, das man jedem Wettkampf wünscht. Die Spannung war körperlich spürbar. Sie schenkten sich nichts! Pfeil um Pfeil im Izume (Stechen). Ganze dreimal versuchten sie die Entscheidung herbeizuführen, es gelang nicht. Dirk Schaupp, der Wettkampfleiter, beschloss mit den dreien ins Enkin zu gehen. Beim Enkin werden die Treffer zur nähe der Scheibenmitte gemessen. Ein letztes Mal nahmen die drei an diesem Tag all ihre Kräfte und Konzentration zusammen und der Wettkampf war entschieden: Fritz Klein aus Stuttgart sicherte sich mit seinem Treffer den Titel des Baden-Würtembergischen Einzelmeisters, Bernhard Weller aus Rottweil holte sich den Titel des Vize-Meisters und Frank Baumgartner belegte für Karlsruhe den Dritten Platz. Ein unglaublicher Wettkampftag, der von den beteiligten Schützen alles abverlangte, ging nach siebzehn Uhr mit der Siegerehrung zu Ende. Alle nahmen an diesem Tag was mit ins heimische Dojo: Die einen ihren Wettkampferfolg, die anderen jede Menge gute Wettkampferfahrungen. Was aber alle gemeinsam mitnahmen, ist eine wunderbare Erinnerung an eine großartige Baden-Württemberg Meisterschaft 2024. Wer sich einmal selbst ein Bild vom Kyudo, dem Japanischen Bogenschießen machen möchte, kann gerne unter kyudo@budo-zentrum.de weiter Informationen erhalten.

Text und Fotos: Marion Moritz

Die Sieger der 19. Baden-Württembergischen Mannschaftsmeisterschaften. Die Mannschaften aus Rottweil, Stuttgart und Karslruhe.
Der Sieger der 19. Baden-Württembergischen Einzelmeisterschaft Fritz Klein (Mitte). Bernhard Weller, 2. Platz (links) und Frank Baumgartner 3. Platz (rechts)
Ein Foto für’s Kyudo-Album: Die Teilnehmer der Meisterschaften.