Die vergangenen zwei Jahre waren für die Kyudoka, die Japanischen Bogenschützen des Budo Zentrum Rottweil eine schwierige Zeit. Das Training musste zeitweise eingestellt werden, weil das Dojo, die Trainingshalle im Rottweiler Neckartal pandemiebedingt geschlossen war.
In den letzten Wochen und Monaten übten sich die Kyudoka wieder intensiv in der korrekten Handhabung des japanischen Bogens und im Taihai, den speziellen Bewegungsformen, die bei besonderen formellen Anlässen oder bei Prüfungen nötig sind. Zwei der Rottweiler Kyudoka, Annette Karbstein und Viacheslav Pypenko, bereitete Marion Moritz, die Kyudo-Lehrerin des Budo Zentrum in den Wochen um den Jahreswechsel auf ihre anstehende Kyu-Prüfung vor. Im Wissen um die für die beiden Kyudoka bei dieser Prüfung anstehenden Anforderungen unterwies Moritz die beiden gezielt und punktgenau. Neben ihrer Trainertätigkeit ist Marion Moritz auch als lizenzierte Prüferin des Deutschen Kyudo Bundes tätig und weiß daher sehr genau worauf zu achten ist.
Das erklärte Unterrichtsziel war ein Landeslehrgang mit abschließender Kyu-Prüfung im bayrischen Erlangen. Karbstein und Pypenko konnten bei diesem Kyudo-Event nochmals intensiv das Schießen im Tachi, der Gruppe, üben. Es wurde auch der Umgang mit den kleinen „Katastrophenfällen“ wie zum Beispiel das Reißen der Bogensehne während der Prüfung geübt. Teilnehmer aus dem ganzen Süden Deutschlands bis hin nach Düsseldorf waren zu diesen Prüfungen angereist. Das Prüfer-Team, dem auch Marion Moritz angehörte, hatte an diesem Wochenende in der Vorbereitung zur Prüfung der Kyudoka einiges zu tun. Deutliche Unterschiede konnten vom ersten Vorschießen am Samstag bis zum Schießen in der Prüfung am Sonntag wahrgenommen werden.
Zwei Pfeile durfte jede/r Kyudoka vor den Prüfern schießen. Dabei hieß es wach sein. Höchste Konzentration war gefordert. Die Anspannung war im Dojo spürbar als die erste Gruppe aus fünf Schützen vor die Prüfungskommission trat. Jetzt waren die Kyudoka in und mit ihrer Gruppe auf sich selbst gestellt. Marion Moritz war in diesem Moment nicht mehr Trainerin sondern Prüferin. Jetzt galten nur noch die objektiven Kriterien. Ein Tachi, also eine Gruppe nach der anderen ging in ruhigem Rhythmus durch diese Zeremonie. Jeder Kyudoka schoß seine zwei Pfeile. Die Augen der Prüfer waren nur auf sie gerichtet. Nichts entging deren geschulten Blicken. Den Bogenschützen, die danach das Dojo verlassen hatten, spürte man an wie die Last von ihnen abfiel.
Nachdem die letzte Gruppe Kyudoka ihr Prüfung abgelegt hatte beriet sich das Prüfer-Team. Jeder Kyudoka wurde bewertet, jeder Pfeil zählte. Hie und da gab es Diskussionsbedarf, aber am Ende herrschte Einigkeit. Annette Karbstein und Viacheslav Pypenko stachen in den Bewertungen der Prüfer-Kommission besonders positiv hervor. Die beiden Kyudoka vom Budo Zentrum Rottweil e.V. erreichten erfolgreich den 2. Kyu. Doch jetzt, so verkündete Marion Moritz auf der Rückfahrt, ist wieder intensives Training im Dojo im Neckartal angesagt. Nun können die beiden wieder dienstags und donnerstags den Weg des Bogens, Kyu-Do weitergehen.