Kyu-Prüfungen im Budo Zentrum – Japanische Bogenschützen zeigen ihre Fortschritte

Prüfung bestanden! Claudia Kienzle (links) und Bastian Greschek (rechts). Dazwischen Marion Moritz, Trainerin und Prüferin

Eingebettet in die ruhige Atmosphäre des Dojos, der Trainingshalle, im Rottweiler Neckartal waren alle anwesenden Kyudoka des Budo Zentrum Rottweil damit beschäftigt, das Shajo, den Schießplatz, für diesen Trainingsabend herzurichten. Die Mato, die sechsunddreißig Zentimeter großen Zielscheiben wurden in achtundzwanzig Metern Entfernung in die Sandaufschüttung gesteckt. Pfeil- und Bogenständer an ihre Plätze gestellt und der Parkettboden feucht gewischt. Jeder Bogenschütze spannte seinen über zwei Meter langen Bogen auf, steckte einen Satz aus vier Pfeilen in den Pfeilständer und legte seinen Schießhandschuh bereit, bevor zwei Töne, geschlagen mit zwei Holzklötzen den Kyudoka signalisierten sich zur Begrüßung zu versammeln. Traditionell stehen sich hier Schüler und Lehrer gegenüber und mit einem „Rei“ des ranghöchsten Schülers verneigen sich Lehrer und Schüler voreinander.

Dieser Abend war nicht einfach nur ein Trainingsabend wie viele andere auch, nein, an diesem Abend waren zwei Kyu-Prüfungen angesetzt. Wie in zahlreichen anderen Budo-Disziplinen graduiert das japanische Bogenschießen die Schützen seit den 1880er Jahren in Kyu-Grade, also Schülergrade und in Dan-Grade, die Meistergrade. Die Prüfungen, die hierzu zu absolvieren sind, zeigen den Kyudo-Praktizierenden ihren ganz persönlichen aktuellen Stand im Fortschreiten ihrer Übepraxis.

Claudia Kienzle und Bastian Grescheck stellten sich an diesem Abend ihren Kyu-Prüfungen.Die Prüfungen zum 4. und zum 5. Kyu werden vor dem Makiwara abgelegt. Als Makiwara bezeichnet man im Japanischen Bogenschießen eine Reisstrohwalze auf einem Holzgestell mit zirka 40 cm Durchmesser. Auf kurze Distanz von drei Metern dient sie ausschließlich dem Techniktraining. Die Kyudoka nutzen sie, um frei von Gedanken an eine weit entfernte Zielscheibe ihre Feinmotorik in der Handhabung des Bogens zu verbessern.

In den von den beiden Kyudoka abgelegten Prüfungen ging es darum zu zeigen, welche Fortschritte hierbei in den vergangenen Monaten gemacht wurden. Da in Rottweil die Lehrrichtung der Heki Ryu Insai Ha unterrichtet wird, war für diese Prüfung nicht nur das Schießen in der von dieser Schule vorgegebenen Form, sondern auch die Bewegungsformen, das sogenannte Heki Taihai, vor und nach dem Schuss ein Kriterium für die Prüfung.
Alle anderen Bogenschützen hatten sich seitlich neben dem Makiwara versammelt, um bei der Prüfung zuzuschauen. Vor ihnen stand Marion Moritz, die als Prüferin des Deutschen Kyudo Bundes die Schüsse der beiden Probanden beurteilte. Ruhe kehrte ein im Dojo. Alle, Zuschauer, Prüferin und Prüflinge waren aufmerksam und konzentriert.

Ein klein wenig war bei beiden die Aufregung spürbar, aber sobald sie an die Honza, die Vorbereitungslinie traten und sich sammelten, spürte man wie sie ruhiger wurden. Es ging alles seinen Gang. Alle Bewegungen, die für das korrekte Schießen mit diesen über 2 Meter langen asymmetrischen Bögen nötig sind, wurden von beiden korrekt und im Sinne der Prüfungsanforderungen erfüllt. Beide zeigten an diesem Abend hevorragende Leistungen. Solch bestandene Prüfungen sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg des Bogens. Jetzt kann das Training für Kienzle und Grescheck und die anderen Kyudoka vom Budo Zentrum Rottweil e.V. weitergehen. Wer sich selbst ein Bild über das Japanische Bogenschießen machen möchte, kann die Rottweiler Kyudoka gerne dienstags und donnerstags ab zwanzig Uhr im Dojo im Neckartal 58 besuchen.

Rottweiler Kyudoka glänzen bei Prüfungen in Erlangen

Die vergangenen zwei Jahre waren für die Kyudoka, die Japanischen Bogenschützen des Budo Zentrum Rottweil eine schwierige Zeit. Das Training musste zeitweise eingestellt werden, weil das Dojo, die Trainingshalle im Rottweiler Neckartal pandemiebedingt geschlossen war.
In den letzten Wochen und Monaten übten sich die Kyudoka wieder intensiv in der korrekten Handhabung des japanischen Bogens und im Taihai, den speziellen Bewegungsformen, die bei besonderen formellen Anlässen oder bei Prüfungen nötig sind. Zwei der Rottweiler Kyudoka, Annette Karbstein und Viacheslav Pypenko, bereitete Marion Moritz, die Kyudo-Lehrerin des Budo Zentrum in den Wochen um den Jahreswechsel auf ihre anstehende Kyu-Prüfung vor. Im Wissen um die für die beiden Kyudoka bei dieser Prüfung anstehenden Anforderungen unterwies Moritz die beiden gezielt und punktgenau. Neben ihrer Trainertätigkeit ist Marion Moritz auch als lizenzierte Prüferin des Deutschen Kyudo Bundes tätig und weiß daher sehr genau worauf zu achten ist.

Das erklärte Unterrichtsziel war ein Landeslehrgang mit abschließender Kyu-Prüfung im bayrischen Erlangen. Karbstein und Pypenko konnten bei diesem Kyudo-Event nochmals intensiv das Schießen im Tachi, der Gruppe, üben. Es wurde auch der Umgang mit den kleinen „Katastrophenfällen“ wie zum Beispiel das Reißen der Bogensehne während der Prüfung geübt. Teilnehmer aus dem ganzen Süden Deutschlands bis hin nach Düsseldorf waren zu diesen Prüfungen angereist. Das Prüfer-Team, dem auch Marion Moritz angehörte, hatte an diesem Wochenende in der Vorbereitung zur Prüfung der Kyudoka einiges zu tun. Deutliche Unterschiede konnten vom ersten Vorschießen am Samstag bis zum Schießen in der Prüfung am Sonntag wahrgenommen werden.
Zwei Pfeile durfte jede/r Kyudoka vor den Prüfern schießen. Dabei hieß es wach sein. Höchste Konzentration war gefordert. Die Anspannung war im Dojo spürbar als die erste Gruppe aus fünf Schützen vor die Prüfungskommission trat. Jetzt waren die Kyudoka in und mit ihrer Gruppe auf sich selbst gestellt. Marion Moritz war in diesem Moment nicht mehr Trainerin sondern Prüferin. Jetzt galten nur noch die objektiven Kriterien. Ein Tachi, also eine Gruppe nach der anderen ging in ruhigem Rhythmus durch diese Zeremonie. Jeder Kyudoka schoß seine zwei Pfeile. Die Augen der Prüfer waren nur auf sie gerichtet. Nichts entging deren geschulten Blicken. Den Bogenschützen, die danach das Dojo verlassen hatten, spürte man an wie die Last von ihnen abfiel.

Nachdem die letzte Gruppe Kyudoka ihr Prüfung abgelegt hatte beriet sich das Prüfer-Team. Jeder Kyudoka wurde bewertet, jeder Pfeil zählte. Hie und da gab es Diskussionsbedarf, aber am Ende herrschte Einigkeit. Annette Karbstein und Viacheslav Pypenko stachen in den Bewertungen der Prüfer-Kommission besonders positiv hervor. Die beiden Kyudoka vom Budo Zentrum Rottweil e.V. erreichten erfolgreich den 2. Kyu. Doch jetzt, so verkündete Marion Moritz auf der Rückfahrt, ist wieder intensives Training im Dojo im Neckartal angesagt. Nun können die beiden wieder dienstags und donnerstags den Weg des Bogens, Kyu-Do weitergehen.