Sage und schreibe 9.500 Kilometer wird Prof. Kurosu hinter sich gelassen haben, wenn er Anfang August in Rottweil eintreffen wird. Die Kyudo-Gruppe des Budo Zentrum Rottweil e.V. ist in diesem Jahr Veranstalter eines einwöchigen Bundeslehrgangs des Deutschen Kyudo Bundes. Bogenschützen aus ganz Deutschland haben sich für diese hochkarätige Veranstaltung vom 8. bis 12. August 2022 angemeldet. Was hier in Europa einem immer noch überschaubaren Kreis an Menschen bekannt ist, ist in Prof. Kurosus Heimat, dem Ursprungsland des Kyudos, tauglich für Großveranstaltungen und Fernsehberichterstattungen. In Japan bewegt Kyudo hunderttausende von Menschen jeden Alters. Ähnlich wie es hier in jedem Ort Sporthallen gibt, sind die Dojos, so der Name der Traingingshallen für Kyudo, in Japan in jedem Ort zu finden.
Ursprung im 15. Jahrhundert
Die Geschichte des Kyudos ist lang und reicht in seiner heute praktizierten Form bis in das 16. Jahrhundert zurück. Damals, mit Einführung der Feuerwaffen, verlor der Bogen als Kriegswaffe der Samurai seine Bedeutung. Doch die Krieger des alten Japan, die Samurai, nutzten den Bogen weiterhin zur Jagd, zum Sport und für höfische Zeremonien. Kyu-Do, der Weg des Bogens, wurde fortan zur Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit eingesetzt. Verschiedene Schulrichtungen bildeten sich heraus. So lehrt man in Rottweil das Kyudo nach den Prinzipien der Heki Ryu Insai Ha, so der Name der Schule, die auf den Samurai Heki Danjo Masatsugu im 15. Jahrhundert zurückgeht. Eine der wesentlichen Prinzipien dieser Schule ist es einen schnellen und durchschlagenden Pfeil zu schießen.
Schulung von Konzentration und Gelassenheit
Das japanische Bogenschießen schult Konzentration und Gelassenheit, schärft die eigene Körperwahrnehmung und wirkt sich positiv auf Körperhaltung, Balance und Bewegungskoordination aus. Es ist eine Quelle für Energie, Wohlbefinden und Entspannung. Nicht auf die Muskelkraft kommt es an, sondern auf eine sensible Bewegungskoordination. So ist es auch Prinzip, dass die Stärke des Bogens an die Fähigkeiten des Schützen angepasst werden und nicht umgekehrt. Dies macht es möglich, das Kyudo für Männer und Frauen jeden Alters geeignet ist.
Tradition des Lehrens
Den Stellenwert des Bogenschießens in Japan kann man daran ablesen, dass Prof. Kurosu an der Universität in Sendai neben Humanwissenschaften auch Leiter der Kyudo-Sparte lehrt. Er, wie schon zuvor sein Lehrer Prof. Inagaki, untersuchten und untersuchen noch immer die alten überlieferten Regeln des Schießens mit modernen Methoden. Besuche hochkarätiger Kyudolehrer haben in Rottweil eine lange Tradition. Prof. Inagaki besuchte bereits seit Ende der 1970 Jahre regelmäßig Rottweil. Nach dessen Tod übernahmen neben anderen auch Prof. Kurosu die Verantwortung.
Die Vorbereitungen für diese beiden Lehrgänge laufen bereits auf Hochtouren. Die Teilnehmer und auch der japanische Gast sollen sich in Rottweil wohlfühlen. So tragen die Bogenschützen des Budo Zentrum Rottweil e.V. ihren Teil zum Bekanntheitsgrad Rottweils bei.